Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitest hast vor allen Völkern.                                                      

(Monatsspruch Dezember / Lk 2,30-31)

 

Liebe Leserinnen und Leser,

 

Die Adventszeit hat begonnen, mit den üblichen „Begleiterscheinungen“ – Kerzen werden aufgestellt, Sterne aufgehängt, Plätzchen gebacken, Weihnachtsgeschenke gebastelt usw. Wir bereiten uns damit auf das Weihnachtsfest vor. Als Kind konnte ich es kaum erwarten, mein erstes Türchen am Adventskalender zu öffnen, auch wenn sich damals hinter der Tür nur ein Bildchen und keine Schokolade versteckte.

 

Mit den Jahren wurde es immer „gewöhnlicher“. Irgendwann war es vorbei mit Adventskalender und Vorfreude. Viel zu viele Dinge lenkten mich ab. Schule, Stress beim Lernen, Vorbereitungen für’s Weihnachtsfest, die mich eher unter Druck setzten und später dann rein beruflicher Natur wurden. Ich musste mich manchmal regelrecht dazu zwingen, auch mal zur Ruhe zu kommen. Etwas für die Familie und für mich selbst zu tun.

 

Im Moment sind es aber noch andere Dinge, die nicht so recht adventliche Stimmung aufkommen lassen – der Krieg in Europa, von dem wir nach dem Ende des Kalten Krieges dachten, er kann uns nicht mehr ereilen. Der Terror, der Krieg und das Leid in Israel, dem Land, in dem die Weihnachtsgeschichte sich ereignet hat. Jesus wird geboren in Bethlehem. Das feiern wir Weihnachten. Mit ihm erscheint der Heiland, der Messias, der Retter. Zuerst erfahren es die Hirten, diejenigen am untersten Rand der Gesellschaft. Für sie ist es ein Zeichen der Hoffnung. Der Messias wird sie aus dem Elend erretten. Sowohl aus der Armut als auch von der Fremdherrschaft der Römer.

 

Im Lukasevangelium wird erzählt, dass nur acht Tage später Jesus im Tempel von Jerusalem nach jüdischem Brauch beschnitten wird. Hier begegnet dem Neugeborenen ein alter frommer Mann namens Simeon. Simeon nahm das Kind auf den Arm. Er lobte Gott und sagte: „Herr, jetzt kann dein Diener in Frieden sterben, wie du es versprochen hast. Denn mit eigenen Augen habe ich gesehen: Von dir kommt die Rettung. Alle Welt soll sie sehen – ein Licht, das für die Völker leuchtet und deine Herrlichkeit aufscheinen lässt über deinem Volk Israel.“ (Basisbibel)

 

Simeon ist sicher nicht so arm und ausgestoßen, wie die Hirten, aber auch er litt als gottesfürchtiger Jude unter der Militärherrschaft der Römer und sah alles Unrecht im Land. Aber jetzt sieht er ein Hoffnungslicht aufgehen für sich und für das Land.

 

Trotz aller Angst und Unsicherheit brauchen wir die Hoffnung. So können wir ohne Scheuklappen sehen, wie es um die Welt steht. Wenn wir hoffen, können wir aushalten, dass es Unsicherheiten gibt und Zwischentöne. Die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Wenn wir hoffen, können wir die Kraft finden, eigene Schritte zu gehen und uns auf den Weg zu machen und von dem Licht und der Hoffnung weitergeben.

 

Ihr Pfarrer Dirk Mahlke

 

Ihr Lieben,

ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt, für uns sogar schon mit dem ersten Advent. Das ist eine gute Zeit, einmal auf das vergangene zu sehen und nach dem kommenden zu fragen. Auf dem Titelbild sehen wir wandernde Menschen, es ist eins von vielen schönen Bildern des Regionalausflugs im Oktober. Gemeinsam gingen wir, feierten wir Andachten, redeten und aßen. Für mich steht dieses Bild auch für unser Jahr 2023. „Du bist ein Gott, der mich sieht“ – diese staunende Erkenntnis aus dem ersten Buch der Bibel geleitete uns. Gott sieht uns, sieht unsere Freude, unsere Gemeinschaft, unsere Not, unsere Fragen, sieht unseren Glauben und unsere Hoffnung. Manchmal kam mir unsere Welt gottvergessen vor, Krieg und Zerstörung schien ohne einen Gedanken an Gott um sich zu greifen. Aber Gott sieht, sieht auch die, die ihn negieren wollen oder vergessen. Und keine der Tränen auf Erden übersieht er, alle Geplagten, Gequälten und Geängsteten hat er im Blick. Meine Hoffnung bleibt, was der Prophet Jesaja schreibt: Gott wird jede Träne abwischen, Himmel und Erde macht er neu. Gott bringt zurecht, was Unrecht und Not ist, er sieht uns an. Gott überblickt auch unseren Weg, ob wir gemeinsam wie auf dem Bild gehen oder alleine - verbunden bleiben wir alle durch Gott. Jedes Gebet festigt, was uns miteinander und mit Gott verbindet. Gott stärke bei uns die Gabe des Gebets! Mit dem Titelbild blicken wir zurück. Das ist auch der einzige Blick, der uns möglich ist: Was vor uns liegt, ist uns verborgen. Die Menschen der Bibel wußten das, für sie kommt die Zeit mit allem, was geschehen wird, von hinten und wird erst sichtbar, wenn es da ist. Pläne machen können wir, hoffen können wir, vorbereiten können wir, was wir an Möglichkeiten wünschen. Für das Jahr 2024 leitet uns dabei ein Pauluswort: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. (1. Korinther 16, 14). Man könnte meinen, es sei bewußt im letzten Jahr angesichts von Streit und Haß, von Krieg und Gewalt ausgesucht worden. Aber die Jahreslosung wird vier Jahre im Voraus bestimmt. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Liebe als Vorzeichen, das alles bestimmt, was dann folgt: Liebevoll aufstehen, liebevoll mit der Familie umgehen, liebevoll auf Arbeit reagieren, liebevoll in der Gemeinde die Dinge regeln, liebevoll mit der Natur umgehen – liebevoll reden, denken und handeln, das trägt uns Paulus auf. Das erfordert Kraft, weil wir manchmal das Gefühl haben, wir laufen damit ins Leere oder schlimmer: Wir sind dann die Dummen. Dieses Gefühl ist oberflächlich Denn wer liebt, bleibt; bleibt mit Gott verbunden, der Liebe ist. Was dumm erscheint  für die Schlauen der Welt, ist durch Gottes Weisheit weiser als ihre Klugheit, sagt darum Paulus. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe. Vieles macht uns hilflos, wir fühlen uns ohnmächtig. Wir haben so wenig in der Hand. Aber wir haben viel im Herzen. Und von dort kann es durch unsere Worte und Hände weiterwirken rings um uns: Glauben, hoffen und lieben, weil Gott mit uns durch die Liebe verbunden ist. Bei jeder Kerze, die wir anzünden, erinnern wir uns daran: Gott ist bei uns, er sieht uns und er schenkt uns Liebe, ja, er schenkt sich selber aus Liebe. Das ist das Geheimnis von Weihnachten: Das Jesuskind ist die Gestalt gewordene Liebe. Er heißt „Licht der Welt“ Eine Kerze erhellt einen dunklen Raum, ein Wort der Liebe, eine liebevolle Tat gibt einen hellen Lichtschein um uns herum. So wollen wir miteinander gehen unter den Augen Gottes und geleitet von der Liebe, bei allem, was wir tun. Eine gesegnete Adventseit und ein gesegnetes neues Jahr! Eure Anne-Christina Wegner